Runner’s Cry: Warum weinen beim Laufen GEIL ist

Runner's Cry runner Cry

Laufen bis zum weinen: Das ist das Runner’s Cry. Was sich hinter diesem Phänomen verbirgt, warum ich alle respktiere, die schon mal ein Runner’s Cry hatten, versuche ich dir hier in diesem Artikel zu erklären.

Was ist das Runner’s Cry?

  • Nach einem anstrengenden Lauf brechen Läufer zusammen, weinen und schluchzen. Das ist das Runner’s Cry.
  • Bei einer Aktivität mit regelmäßiger und hoher Belastung setzt der Körper und das Gehirn viele Hormone frei. Im „Flow“ ist das Gehirn praktisch im Autopilot. Das merkst du vor allem daran, wenn du beim Lauf auf einmal mit den Gedanken abdriftest.
  • Wenn die Anstrengung groß genug ist, wird auch das Gehirn müde. Aufgestaute Gefühle, Stress, Emotionen, die man weit hinten versteckt hat, kommen zum Vorschein.
  • Das Herausbrechen der Gefühle und Probleme hat für viele Läufer eine heilende Wirkung. In der Psychologie spricht man von „kathartischer Befreiung“.

Der Flow beim Laufen

Bei sportlichen Aktivitäten wie dem Laufen, wird immer wieder eine Tätigkeit wiederholt. Kommst du in den achtsamen Zustand des Flows, merkst du, wie du wegdriftest, klar wirst und dich auf einmal neu mit dir selbst beschäftigst.

Zu diesem Ergebnis kommt zumindest Sue Varma, MD, eine vom Vorstand zertifizierte Psychiaterin und klinische Assistenzprofessorin für Psychiatrie an des NYU Langone Medical Center und Fellow der American Psychiatric Association (hier der Artikel als Quelle).

In dem Zustand des Flows ist bist du komplett mit deiner Tätigkeit verschmolzen. Du läufst, ohne darüber nachzudenken. Mir passiert es oft, dass ich bei 10 oder 20 Minuten regelmäßigem Lauftempo merke, wie mein Kopf arbeitet. Ich komme an eine Straße und muss mich kurz fangen, um wieder der Straße mehr Aufmerksamkeit zu widmen.

Was ich selber erlebe, scheint ein bekanntes Phänomen zu sein. Frau Varma beschreibt diesen Zustand weiterhin:

„Es geht darum, diesen Sweet Spot zu finden, an dem das Laufen bequem und beruhigend ist und sich entspannen. Dazu gehört Beherrschung. Dann kommt – für einige von uns – diese Klarheit und Selbstbeobachtung. Und wenn Sie nicht der Sportlichste sind, stellen Sie diese Verbindungen möglicherweise zum ersten Mal in ihrem Leben her.“

Etwas abstrakter antwortet Adam Wright, M.Ed, Ph.D., Mitbegründer von Elevate Performance, wo er sich auf die geistige und körperliche Konditionierung von Spitzensportlern und Leistungsträgern spezialisiert hat:

„Sie finden also nicht nur ein Gefühl für sich selbst, es ist eher ein Gefühl der Selbstauflösung. Sie kommen dem näher, was Sie sein möchten. Hier geht es um den Flow-Zustand. Sie gehen ein wenig über Ihre Fähigkeiten hinaus, aber nicht so sehr, dass du erschöpft bist. Du bist nicht entspannt. Du bist nicht im Kampf-oder-Flucht-Modus. Es ist bewusstes Gewahrsein. Du reagierst nicht in Panik und du bist nicht auf Form konzentriert. Du bist einfach nur , und dein Geist kann gehen, wohin er will. Aber du tust es unbewusst.“

Warum weinen wir beim Runner’s Cry?

Wann hast du dich das letzte Mal nur mit dir selbst beschäftigt? Ganz ohne Ablenkung; nur du und dein Geist?

Das Weinen beim Laufen oder nach einem Lauf, das nicht aufgrund von physischen Schmerzen kommt, ist eine Folge des eigenen Reflektierens im Flow-Zustand.

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass ich beim Laufen schon über alles mögliche nachgedacht habe. Ab und an verliert ich die Beherrschung – ich breche in Tränen aus. Dabei ist der Unterschied zwischen Runner’s High (oder Läuferhoch) ist manchmal nur marginal.

Der emotionale Ausbruch beim Runner’s Cry kommt wohl daher, dass aufgestaute Emotionen und Gefühle nicht mehr zurückgehalten werden, können. Die Mauer, die man sich lange Zeit aufgebaut hat, bröckelt und auf einmal kommt alles raus.

Im Alltag passiert es oft, dass wir Gefühle und Emotionen in uns hineinfressen. Wirklich reflektieren und diese Gefühle einordnen, das tun die Wenigsten.

Warum kommt das Runner’s Cry am Ende eines Wettkampfs?

Profisportler und auch Amateure mit bestimmten Zielen und Vorstellungen sind teilweise einem enormen Druck ausgesetzt. Manchmal ist der Druck selber induziert. Bei Profis extern durch Sponsoren und Verträge.

Lange und harte Trainings, Diäten und Einschränkungen im Leben sind starke psychische Belastungen. Am Ende der Ziellinie fällt die ganze Last ab. Der Sportler hat sein Ziel erreicht. Die Emotionen und Gefühle werden im Runner’s Cry deutlich. Die Person liegt einfach auf dem Boden, wimmert, heult, schluchzt und die Tränen fließen in Strömen.

Ist das Runner’s Cry sinnvoll?

Ja! Das Runner’s Cry ist sinnvoll. Weinen hat sogar eine heilsame Wirkung auf den Menschen. Insbesondere das Runner’s Cry hat bei Sportpsychologen den Ruf, zu befreien und zu entspannen.

Menschen verdrängen gerne und bauen sich eine Mauer auf. Emotionaler und körperlicher Stress wird aufgebaut. Beim Laufen wird der Körper geschwächt; die Mauer kann nicht mehr richtig aufrechterhalten werden. Gleichzeitig beschäftigst du dich mit dir selbst. Das Weinen beim Laufen oder nach einem langen Lauf ist eine Art „kathartische Befreiung“.

Die kathartische Befreiung beschreibt in der Psychologie das Auflösen innerer Konflikte und unterdrückter Emotionen. Verdrängte Wünsche und Emotionen verlieren ihre störende Wirkung, wenn sie sich frei äußern und reagieren dürfen.

In einem Artikel auf runnersworld.com wird Megan Cannon, Ph.D., eine Sportpsychologin hierzu zitiert:

„Von Geburt an wird uns beigebracht, verschiedene Emotionen einzuschätzen: Wir sagen ’sei nicht traurig‘ oder ’sei nicht wütend‘ oder ’sei nicht gestresst‘, anstatt diese emotionalen Erfahrungen zu bestätigen.“

Weiterhin sagt sie:

„Anstatt sich Gedanken darüber zu machen, warum du weinst, denke: ‚Wow, ich bekomme so ein tolles Training, dass mein Körper müde genug ist, es erlaubt mir, diese Befreiung zu haben.'“

Fazit: Sollte ich mir Sorgen machen, wenn ich ein Runner’s Cry habe?

Bis zu einem gewissen Grad kann Sport eine therapeutische Erfahrung auslösen, das bestätigen viele Sportspychologen. Das Runner’s Cry kann für die ein oder andere Person zunächst unangenehm oder ungewohnt sein. Du wirst aber merken, dass du dich nach dem Weinen viel entspannter fühlen wirst – die kathartische Befreiung hat gewirkt.

Da ich auch ein Kandidat bin, der gerne Emotionen aufstaut und einfach beim Laufen oder nach einem schweren Lauf losheult, kann ich sagen, dass alle diese Erfahrung ein Mal machen sollten. Alles rauszulassen und einfach loszulassen, ist etwas, was wir heute gesellschaftsbedingt verlernt haben. Immer Ellenbogen hier, alle Probleme reinfressen da.

Wie viele Leute gehen genervt zu Arbeit, sind Stress durch die Familie/Kinder ausgesetzt und fressen alle Emotionen in sich hinein? Ich denke sehr viele.

Wenn alles beim Laufen herauskommt – dann kann ich dir versprechen – dass du dich danach viel besser fühlen wirst. Du wirst entspannter, kannst Sachverhalte einordnen und fühlst dich einfacher glücklicher. Und genau deshalb ist das Runner’s Cry GEIL!

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